NSG Kummersdorfer Heide/Breiter Steinbusch

Die jüngere Geschichte des Gebietes wird im wesentlichen vom Militär geprägt. Bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts (nach 1875) entstanden hier zu Versuchszwecken zwei Schießbahnen (12 und 7 Kilometer lang). Nach 1945 wurde der Betrieb der Schießbahnen weitgehend eingestellt und diese der natürlichen Sukzession überlassen. Teilflächen wurden weiterhin von den sowjetischen Streitkräften genutzt. 1958 wurde mit dem Bau eines Militärflughafens begonnen und ab 1960 als Versorgungsflughafen betrieben. Zwischen 1972 und 1975 wurde der Flughafen um eine 2,6 Kilometer lange Startbahn und zahlreichen weiteren Anlagen erweitert. 1994 war der Militärflughafen Sperenberg der letzt geräumte Standort der Westgruppe der Streitkräfte in Deutschland. Am 01. September 1994, einen Tag nach der offiziellen Verabschiedung der Westgruppe der Streitkräfte durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin, bestieg der letzte Oberkommandierende der WGT, Generaloberst Matwej Burlakow, in Sperenberg eine Tupolew 154 und verließ als letzter von ehemals etwa 550.000 sowjetischen Militär- und Zivilangestellten auf dem Boden der DDR, Deutschland. Zuvor hatte er auf dem Militärflugplatz die letzte russische Flagge, 49 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges eingeholt, die er dem damaligen russischen Verteidigungsminister Pawel Gratschow übergab. Der Flugplatz wurde seit dem Abzug der russischen Truppen nicht mehr als solcher genutzt. Die militärischen Sicherheitsbedürfnisse ermöglichten hier in großen Teilen eine ungestörte Entwicklung. Teilgebiete gehören auf Grund ihrer fehlenden Nutzung zu den wenigen natürlich gewachsenen Wäldern.

Naturschutz

Das Naturschutzgebiet Kummersdorfer Heiden und Breiter Steinbusch ist in zwei Teilflächen geteilt, die sich ca. 4 km westlich bzw. 2 km südwestlich von Sperenberg befinden. Es stellt einen reich gegliederten Abschnitts der Luckenwalder Heide mit einer Vielzahl von an nährstoffarme Bedingungen gebundenen Pflanzengesellschaften der Trocken- und Nassstandorte dar und ist Bestandteil des Brandenburgischen Heide- und Seengebietes. Das Gebiet besteht aus fluvioglazialen (also der Schmelzperiode zugeordneten) Sander- und Talsandflächen mit Toteishohlformen, die von einer Schmelzwasserrinne durchzogen wird. Vereinzelt sind Flugsandaufwehungen und Dünen zu finden.

In der Kummersdorfer Heide haben sich auf den trockenen Flächen ausgedehnte Trockenheiden entwickelt. Diese gehen im nördlichen Abschnitt in Moorwälder und Wiesen über, in die in kleinen Senken verschiedene arme Feuchtlebensräume eingebettet sind. Der Breite Steinbusch beherbergt ein abwechslungsreiches Mosaik aus bodensauren Sieleichenwäldern, Moorwäldern, Wiesen und vermoorten Senken. In diese sind Kiefernbestände eingestreut.

Das Gebiet ist ein bedeutender Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten sowie Pflanzengesellschaften. Hervorzuheben sind insbesondere Vorkommen des Eremiten (Osmoderma eremita), des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar) und des Fischotter (Lutra lutra). Die Eichenwälder des Breiten Steinbuschs werden vom Eichenbock (Cerambyx cerdo) besiedelt. Die Heideflächen haben Bedeutung insbesondere für weitere an arme und trockene Standorte gebundene Insekten- und Spinnenarten. Floristisch bedeutsam sind die Vorkommen von an nährstoffarme Gewässer gebundene Pflanzenarten wie Kleiner Wasserschlauch (Utricularia minor) und Mittlerer Wasserschlauch (Utricularia intermedia) sowie weiterhin Krebsschere (Stratiotes aloides), Binsen-Schneide (Cladium mariscus), Zwerg-Igelkolben (Sparganium minimum), Kümmel-Silge (Selinum carvifolia) u.a.

Zurück