NSG "Sperenberger Gipsbrüche"

Die Sperenberger Gipsbrüche stellen eine geologische Besonderheit dar. Der Salzstock Sperenberg ist der am weitesten im Osten gelegene Salzstock Deutschlands und er ist einer der wenigen, der die Erdoberfläche durchbrochen hat, und damit eine direkte Beobachtung zulässt. Fast alle Salzstöcke im nördlichen Mitteleuropa sind von jüngeren Schichten (Quartär, Tertiär) oder Auslaugungs-Seen bedeckt. Der Gipshut, der den "Sperenberger Gipsbrüchen" den Namen gab, ist ein 50 m bis annähernd 100 m mächtiger Lösungsrückstand, der bei der Auslaugung des im wesentlichen aus Steinsalz und Anhydrit bestehenden Salzstocks entstanden ist. Er reicht bis ca. 45 m unter NN und wird ab dieser Tiefe, dem sogenannten Salzspiegel, von den intakten Salzen des Diapirs unterlagert.

Der Gips weckte das wirtschaftliche Interesse und so ist der Gipsabbau seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar. Der Abbau erfolgte im Tagebauverfahren. Ab dem 20. Jahrhundert ging man dazu über, den Gips auch unterhalb des Grundwasserspiegels abzubauen. Das salzhaltige Grundwasser musste abgepumpt werden und gelangte so in den Krummen See. Die Folgen der Grundwasserabsenkung waren so erheblich, dass 1926 die Arbeiten in den Gipsbrüchen eingestellt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Gipsabbau wieder aufgenommen jedoch aus den gleichen Gründen wie 20 Jahre zuvor 1956 wieder eingestellt.

Im Bereich des Bruches II wurde von 1867 bis 1871 die Bohrung "Sperenberg 1" bis ca. 1.272 m Tiefe abgeteuft. Sie war damit die erste Bohrung von mehr als 1000 m Tiefe und zugleich für 15 Jahre die tiefste Bohrung der Erde. Diese Bohrung wurde u. a. dazu benutzt, die geothermische Tiefenstufe zu ermitteln. Das Ergebnis war: 33,7 m für 1°C Temperaturzunahme. Dieser Wert wird bis heute als mittlerer Wert für den gesamten Erdkörper angesehen und fand weite Verbreitung in den geowissenschaftlichen Lehrbüchern Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit den Messungen sollte ermittelt werden ob die Temperatur zum Erdmittelpunkt weiter zunimmt oder nach anfänglicher Zunahme wieder abnimmt. Damit sollte die Frage beantwortet werden, ob die Erdwärme aus der Speicherung der Sonnenstrahlung oder aus dem Erdinneren herrührt.

Die naturschutzfachliche Bedeutung

Seit 1998 steht das etwa 24 ha große Gebiet unter Naturschutz. Die „Sperenberger Gipsbrüche“ beherbergt nicht nur ein geologisches Denkmal, sondern auch eine bemerkenswerte Flora wärmeliebender Pflanzen. Das Gipsvorkommen hatte nie einen direkten Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt, wohl aber die Gipsförderung. Durch sie entstanden künstliche Teiche und Steilhänge, die neuen Arten Lebensraum boten, darunter den weißblühenden Körnchen-Steinbrech, den bis zu 45 Zentimeter hohen Ährigen Blauweiderich und das Rötliche Fingerkraut, die Raue Nelke, das Steppen-Lieschgras, Gemeiner Dost, Alpen-Klee, Schwalbenwurz, Schopfiges Kreuzblümchen, Berg-Ziest und weitere etwa 250 Arten. Auch seltene Tiere nutzen den besonderen Lebensraum, so die Zauneidechse, die Uferschwalbe oder der Eisvogel.

Trotz erster Bemühungen das Gebiet zugänglich zu machen, gibt es derzeit noch keinen Rundwanderweg. Auch die bereits vorhandene Aussichtsplattform an einem Mobilfunkmast auf dem Gipsberg ist noch nicht zugänglich. Von hieraus bietet sich ein Blick über den gesamten Naturpark.

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