Wassertürme im Landkreis Teltow-Fläming

Mit der Rubrik Wassertürme möchten wir die bislang relativ unbeachtet gebliebenen 20 Wassertürme des Landkreises Teltow-Fläming mit ihrem industrie- und technikgeschichtlichen Wert stärker in das öffentliche Blickfeld rücken.
Neben ihrer Funktion der Wasserversorgung von Haushalten dienten Wassertürme auch anderen Zwecken. Das erste Verbreitungsgebiet für Wassertürme waren Eisenbahnareale. Mit dem Aufkommen der Dampflokomotive ergab sich die Notwendigkeit, entlang der Eisenbahnnetze Wasser bereitzuhalten. Wasserstationen zum Auffüllen der Dampflokomotiven mit Speisewasser wurden in regelmäßigen Abständen angelegt, meist in der Nähe von Bahnhöfen. Die ersten Eisenbahnstrecken im Landkreis Teltow-Fläming waren die Anhalter Bahn (1841), die Berlin-Dresdener Bahn (1875) und die Königlich-Preußische-Militäreisenbahn (1875). Beispiel für die Wasserversorgungsfunktion der Eisenbahn sind die Wassertürme in Zossen, Am Bahnhof/Nächst Neuendorfer Chaussee und Jüterbog, Am Bahnbetriebswerk. Mit der Eisenbahn als Wegbereiter der Industrialisierung in Deutschland nimmt die Verbreitung der "Wasserbehälter in turmartigen Bauten" ab Mitte des 19. Jahrhunderts sprunghaft zu. Die Absicht unabhängig von im Aufbau befindlichen zentralen Versorgungsnetzen zu sein führte zur Speicherung und Verteilung eigengeförderten Wassers im weitgefächerten industriellen Sektor. Die Wassertürme in Luckenwalde (Berliner Straße) und Dahlewitz (Gutshofgelände) sind Beispiele für die Nutzung durch Industrie und Landwirtschaft. Insbesondere im Landkreis Teltow-Fläming spielt die Eigenversorgung im Bereich des Militärs eine große Rolle. Wassertürme in Jüterbog, Sperenberg, Rehagen, Wünsdorf und Kummersdorf Gut dokumentieren diese Funktion. Mit autarken Wasserversorgungssystemen konnten die Betreiber Notfälle, etwa Brand oder Ausfall des zentralen Netzes durch eigene Wasserreserven überbrücken.
Stadtplaner nutzten den Bau von Wassertürmen auch um sichtbare Zeichen des Fortschritts zu setzen. Insbesondere bei den stadtbildprägenden Wassertürmen griffen die Architekten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts oft auf bekannte Gestaltungsprinzipien früherer Stile zurück. Wassertürme sollten nicht als Fremdkörper in dem gewachsenen Stadtbild erscheinen, Beispiele hierfür sind die Wassertürme in Dahme/Mark und Jüterbog (Am Wasserturm). Im 20. Jahrhundert wurde für den Bau der Wassertürme zunehmend eine moderne Architektur verwendet (Altes Lager, Treuenbrietzener Straße und Wünsdorf). Wesentliche Vorraussetzung hierfür waren auch technische Neuerungen im Bauwesen wie zum Beispiel die Einführung des Stahlbeton.
Die noch vorhandenen Wassertürme dienen heute nur noch zum Teil der Wasserversorgung. Zahlreich Wassertürme sind ungenutzt und verfallen zusehends. Zwei werden als Wohnhaus genutzt (Rehagen und Altes Lager). Der Ausbau führte jedoch nicht nur zu Veränderungen im Inneren der Türme, sondern beeinträchtigte bedauerlicherweise auch das äußere Erscheinungsbild erheblich. Offen ist derzeit die Frage wie viele Wassertürme es im Bereich des heutigen Landkreises Teltow-Fläming ursprünglich gab. Bekannt sind derzeit nur zwei ehemalige Wasserturmstandorte:
- Luckenwalde Anhalter Eisenbahn (Treuenbrietzener Tor)
- Zossen am Instandsetzungswerk der Internationalen
Schlafwagengesellschaft in der Gartenstraße
Darüber hinaus gab es bis 1995 im südlichen Teil des Landkreises eine besondere Form der Wasserbehälter, die sogenannten Hydrogloben. Standorte waren Welsikendorf, Kaltenborn, Werbig und Dahme/Mark. Die 1967/68 eigens aus Ungarn angelieferten Wasserbehälter hatten eine Höhe von 22 Meter und eine Kapazität von 50 Kubikmeter.
Liste der vorhandenen Wassertürme im Landkreis Teltow-Fläming

1. Wasserturm in Trebbin
Baujahr ca. 1904
Stahlbehälter mit einem Fassungsvermögen von 150 m³
Außer Betrieb

2. Wasserturm in Kummersdorf Gut
Baujahr 1913
Diente der Versorgung des ehemaligen Kummersdorfer Schießplatzes
Turmhöhe: 37 m

3. Wasserturm in Rehagen, Busenberg
Baujahr ca. 1904
Ensemble mit Wärterwohnhaus und Pumpstation
Funktion: Versorgung des Übungsplatzes Rehagen und der Feldeisenbahn

4. Wasserturm in Dahme/Mark
Baujahr ca. 1906/07
Stahlbehälter mit einem Fassungsvermögen von 150 m³
Bis 1994 in Betrieb

7. Wasserturm in Altes Lager, Treuenbrietzener Straße
Baujahr zwischen 1915 und 1918
Höhe: ca. 35,5 m
Außer Betrieb (Wohnnutzung)

10. Wasserturm in Jüterbog, Am Wasserturm (Fuchsberge)
Baujahr: 1913 - 1916
Fassungsvermögen: 250 m³
Höhe: 42,62 m

13. Wasserturm in Jüterbog II, Tauentzienstraße
Baujahr: 1893 - 1902
Wasserturm im Mannschaftsgebäude der Artillerieschule

14. Wasserturm in Jüterbog, Neuheimer Weg
Baujahr: 1915 - 1917
Fassungsvermögen: 150 m³
Bahnbetriebswerk der Anhalter Bahn