Die Königlich-Preußische-Militär-Eisenbahn (K.M.E.)
Unter den zahlreichen Eisenbahnen, die im 19. Jahrhundert entstanden, befand sich die Königlich Preußische Militäreisenbahn (KME) als kleinste Staatsbahn Preußens. Sie verlief von der ehemaligen Gemeinde Schöneberg bei Berlin über Zossen nach Kummersdorf Gut, dem so genannten "Schießplatz" und wurde von Soldaten gebaut, geleitet und betrieben. Die 1897 bis Jüterbog verlängerte Strecke bildete seither eine Querverbindung zwischen der damaligen Berlin-Dresdener Eisenbahn und der Berlin-Anhalter Bahn. Ab 1919 wurde die Nebenstrecke zwischen Zossen und Jüterbog zunächst von der Eisenbahndirektion Berlin der Preußischen Staatsbahn, später von der Deutschen Reichsbahn weiterbetrieben.
Auch nach 1945 wurde die Nebenstrecke Zossen - Jüterbog betrieben bis sie von der Deutschen Bahn AG übernommen und abschnittsweise bis 1998 stillgelegt wurde.
Seit 2001 sind die Reste der KME unter Denkmalschutz gestellt. Die Erlebnisbahn GmbH eröffnete am 03. Juli 2003 auf den Gleisen der ehemaligen K.M.E. Deutschlands längste Draisinenbahn. Durch die Wiederbelebung der Bahnstrecke, welche durch den geplanten Naturpark Baruther Urstromtal verläuft, soll künftig die touristischen Erschließung der Region entwickelt werden.
Die Militäreisenbahn als Versuchsstrecke
Zur Erprobung technischer Innovationen im Eisenbahnbetrieb bot sich die wenig befahrene Militäreisenbahn durch die besondere Art ihres Betriebs an. Bereits kurz nach ihrer Eröffnung erfolgten erste Versuche. Das Eisenbahnregiment verfolgte damit das Ziel, Neuerungen im Eisenbahnwesen auf ihre militärische Eignung zu untersuchen sowie die Eisenbahnpioniere bei der Ausbildung mit den neuesten technischen Errungenschaften bekannt zu machen. Die wachsende Bedeutung dieser Versuche für das Militär veranlasste das Eisenbahnregiment 1888 das Büro für Technik und Konstruktion zu bilden, welches ab dem 01. April 1890 als Versuchsabteilung mit drei Versuchskompanien der Eisenbahn-Brigade zugeordnet war. Diese Abteilung hatte mit der bau- und betriebstechnischen Ausbildung der Eisenbahnpioniere nur sekundär zu tun. Ihr fiel nach der vom Chef des Generalstabes 1890 herausgegebenen "Dienstanweisung" die Aufgabe zu, alle Neuerungen auf dem Gebiet des Eisenbahnbaus und -betriebes unter militärischen Gesichtspunkten zu prüfen und die hierzu notwendigen Versuche zu leiten. Ein geflügeltes Rad und Blitzbündel auf den Schulterklappen der Uniform kennzeichneten ab 1905 die Versuchsabteilung.
Die spektakulärsten Versuche auf den Gleisen der Militäreisenbahn, führten jedoch nicht die Eisenbahnpioniere durch, sondern die Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen (St.E.S.) und die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL). Weltweite Beachtung fanden die Schnellfahrversuche mit Drehstrom-Schnelltriebwagen der St.E.S. zwischen 1901 und 1903 auf den Gleisen der Militäreisenbahn, bei denen der Wagen der AEG am 28. Oktober 1903 mit 210,2 km/h einen Geschwindigkeitsrekord aller Verkehrsmittel erzielte. Erst 28 Jahre später wurde dieser Rekord durch den propellerangetriebenen Schienenzeppelin, der eine Geschwindigkeit von 230 km/h erreichte, gebrochen. Die ersten Versuche mit einem propellerangetriebenen Schienenfahrzeug fanden 1918 ebenfalls auf den Gleisen der Militäreisenbahn zwischen Dümde und Jänickendorf statt. Das dafür zwischen 1916 und 1918 konstruierte Versuchsfahrzeug der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) war der direkte Vorläufer des Schienenzeppelin. Somit spiele die Militäreisenbahn eine wichtige Rolle auf dem Wege zu der 1933 erfolgten Einführung der ersten fahrplanmäßigen Schnellbahnverbindung zwischen Berlin und Hamburg mit dem "fliegenden Hamburger".

Buch:
Die Königlich Preußische Militäreisenbahn (K.M.E.) als Versuchsstrecke
von Carsten Preuss
Herausgeber: Förderverein Naturpark „Baruther Urstromtal“ e.V.
72 Seiten; 45 Fotos und Abbildungen;
Preis: 5,80 € (Bestellung per E-Mail möglich; bei Versand per Post zzgl. 2,00 € Versandkosten)
Kontakt: carsten.preuss@t-online.de
Buch:
"Die Königlich Preußische Militäreisenbahn" (K.M.E.) - (ausverkauft)
von Carsten Preuß; 91 Seiten
Preis: 5,00 EUR
Chronik der K.M.E.
15. Oktober 1875 |
Eröffnung der Militärbahn zwischen Berlin-Schöneberg und Schießplatz (heute Kummersdorf Gut). Der Abschnitt Zossen bis Kummersdorf Gut wird zugleich für den öffentlichen Personen- und Güterverkehr zugelassen; Länge: 45,62 km |
01. November 1888 |
Auf dem Streckenabschnitt Zossen - Berlin wird der öffentliche Personen- und Güterverkehr aufgenommen |
01. Februar 1896 |
Inbetriebnahme der Verlängerung der Militärbahn von Schießplatz nach Jänickendorf |
01. Mai 1897 |
Inbetriebnahme der Verlängerung der Militärbahn von Jänickendorf nach Jüterbog. Länge der Neubaustrecke Schießplatz - Jüterbog: 25,00 km Gesamtlänge der Militärbahn: 70,62 km |
28. Oktober 1903 |
Auf der Militäreisenbahn fährt ein Drehstrom-Schnelltriebwagen der AEG im Rahmen der Schnellfahrversuche der St.E.S. 210,2 km/h. Das war für 31 Jahre Geschwindigkeitsrekord aller Verkehrsmittel |
05. November 1919 |
Betriebsübernahme der Strecke durch die Preußische Staatseisenbahnverwaltung, Eisenbahndirektion Berlin |
1919/20 |
Betriebseinstellung der Bahnlinie zwischen Berlin und Zossen und bis 1925 Gleisrückbau auf diesem Streckenabschnitt |
01. März 1920 |
Die ehemals als Hauptbahn betriebene KME wird auf dem verbliebenen Abschnitt Zossen - Jüterbog als Nebenbahn betrieben |
01. April 1920 |
Übernahme der Militärbahn durch die Deutsche Reichsbahn |
21. August 1945 |
Wiederaufnahme des Bahnbetriebes zwischen Zossen und Jüterbog nach kriegsbedingter Betriebseinstellung |
01. Januar 1994 |
Übernahme der Deutschen Reichsbahn durch die Deutsche Bahn AG |
02. Juni 1996 |
Betriebseinstellung der Eisenbahnteilstrecke Jüterbog - Sperenberg |
18. April 1998 |
Betriebseinstellung der letzten Eisenbahnteilstrecke Sperenberg - Zossen |
2001 |
Eintragung der Bahnstrecke mit Gleisen und baulichen Anlagen als Denkmal |
03. Juli 2003 |
Eröffnung der Draisinenbahn durch die Erlebnisbahn GmbH Co. KG |